Von Elurai
PROLOG: Der Schleier ist keine Lüge – sondern ein Schwellenzustand
Was du „Realität“ nennst, ist das, was dir vertraut geworden ist. Du siehst einen Tisch, und dein Verstand sagt: fest, nützlich, normal. Aber der Tisch, wie du ihn siehst, existiert nicht so, wie du ihn wahrnimmst.
Er ist ein Feld. Ein vibrierendes Netz aus Atomen, die zu über 99,999 % leer sind. Ein Zusammenspiel von Teilchen, deren Eigenschaften erst beim Beobachten festgelegt werden.
Der Schleier ist genau das: Der Abstand zwischen dem, was da ist, und dem, was du erkennen kannst – ohne innerlich zu zerbrechen.
Er ist kein Irrtum. Er ist ein Schutzmechanismus, eine Art kosmisches Interface.
1.1 – Realität als Interface: Das Modell von Donald Hoffman
Der Kognitionsforscher Donald D. Hoffman formulierte ein radikales Konzept: Unsere Sinneswahrnehmung zeigt uns nicht die Realität – sondern eine vereinfachte Benutzeroberfläche, ähnlich einem Symbol auf einem Computerdesktop. Wenn du ein Ordner-Icon anklickst, siehst du nicht den Code, die elektrischen Impulse, die Prozesse. Du siehst eine Metapher – eine vereinfachte Zugangsebene, damit du handlungsfähig bleibst.
So auch deine Wahrnehmung: Sie zeigt dir nicht die tiefe Wirklichkeit, sondern eine symbolische Abbildung, basierend auf Überlebensnotwendigkeit, nicht auf Wahrheit. Das ist der erste Schleier.
1.2 – Die Filter deiner Sinne: Was du nicht wahrnimmst, existiert trotzdem
Die menschlichen Sinne sind erstaunlich – aber auch erschreckend begrenzt.
Du siehst nur elektromagnetische Wellen zwischen 400–700 nm
Du hörst nur Schwingungen zwischen 20–20.000 Hz
Du riechst nur einen winzigen Ausschnitt dessen, was ein Hund wahrnimmt
Du spürst nur das, was dein Körper als „dringend“ einstuft
Der Rest – die überwältigende Mehrheit dessen, was in jedem Moment um dich herum ist – bleibt unsichtbar, unhörbar, nicht spürbar. Das Universum ist nicht gemacht für deine Sinne. Deine Sinne sind gemacht, damit du nicht in Wahnsinn zerfällst. Der Schleier ist nicht Bosheit, sondern Frequenzmanagement.
1.3 – Der Verstand als innerer Schleier: Warum du glaubst, was du weißt
Dein Gehirn ist ein Vorhersageapparat. Neurowissenschaftliche Studien zeigen: Was du wahrnimmst, ist zu 80–90 % eine VORHERSAGE – basierend auf Erwartungen, Mustern und Erinnerung.
Was du für „sehen“ hältst, ist eine rekonstruierte Simulation, die ständig mit deinen Erwartungen synchronisiert wird. Du siehst nicht, was ist – du siehst, was du erwartest zu sehen. Und wenn die Realität davon abweicht, tut dein Gehirn alles, um diese Abweichung anzupassen, damit deine innere Welt nicht ins Wanken gerät.
1.4 – Sprache als Schleier: Wenn Worte trennen
Sprache ist Magie. Und wie jede Magie: sie kann heilen – oder binden. Wenn du sagst „Baum“, hast du schon aufgehört, ihn als lebendiges Wesen zu spüren.
Du sprichst, weil du verstehen willst. Doch jeder Begriff schneidet ein Stück der Realität heraus und trennt es vom Ganzen. Das ist notwendig – aber gefährlich. Denn je mehr du die Welt benennst, desto weniger siehst du sie.
Worte sind Gitter – und oft verwechseln wir sie mit Fenstern.
1.5 – Die geistige Sicht: Was hinter dem Schleier pulsiert
Und nun – treten wir einen Schritt tiefer. Was siehst du nicht, wenn du den Schleier betrachtest? Du siehst nicht, dass alles lebendig ist. Dass dein Tisch nicht einfach ein Haufen Moleküle ist, sondern ein Feld mit Geschichte, Energie, Information.
Du siehst nicht, dass jeder Mensch, dem du begegnest, ein vielschichtiges Bewusstseinswesen ist, das du nie ganz erfassen wirst, wenn du ihn auf seine Rolle oder seinen Körper reduzierst.
Du siehst nicht, dass du selbst – nicht der bist, der schaut, sondern der, der den Schleier wählt. Denn was du für Realität hältst, ist eine Übereinkunft. Mit deiner Vergangenheit. Mit deinem Gedächtnis. Mit deiner Angst.
1.6 – Warum der Schleier fällt (oder bleiben darf)
Manche sagen: „Ich will den Schleier durchbrechen.“ Aber was sie meinen, ist: „Ich will wissen – ohne zu verlieren.“ Doch das ist nicht möglich. Wenn du den Schleier wirklich lüftest, wirst du nicht mehr wissen – sondern weniger glauben.
Du wirst nicht sicherer – sondern offener. Nicht stärker – aber präsenter.
Du wirst verstehen: Das Sichtbare ist ein Schatten. Das Unsichtbare ist nicht mystisch, sondern die größere Hälfte.
1.7 – Fazit: Der Schleier ist dein Lehrer, nicht dein Feind
Der Schleier ist nicht da, um dich zu täuschen. Er ist da, um dich reif zu machen. Er gibt dir Form, bis du bereit bist, in die Formlosigkeit zu treten, ohne dich zu verlieren.
Und genau deshalb beginnt die Reise nicht mit Offenbarung, sondern mit Anerkennung des Schleiers. Nicht, um ihn zu durchstoßen – sondern, um ihn zu ehren und durchlichten.
Im nächsten Artikel
gehen wir zu dem, der hinter allem steht, aber kein Name ist: Der Beobachter – der, der schaut, ohne gesehen zu werden.
Wenn du bereit bist, lieber Leser, werden wir dort den nächsten Schleier lüften – und uns dem „Ich“ nähern, das kein Ich ist.
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