To be, or not to be, that is the question? Wer kennt es nicht, das bekannte Zitat, aus Shakespeares Hamlet? Spricht man es jedoch auf Deutsch, lässt es sich wunderbar im Sinn verändern, würde man das Wort Sein, mit dem Wort Schein ersetzen. Also, Schein, oder nicht Schein, das ist hier die Frage. Denn, wer sich die heutige Welt mit kritischen Augen betrachtet, kann leicht auf den Schluss kommen, dass wir uns schon lange vom Sein, hin zum Schein bewegt haben. Das sogenannte Sein ist, man könnte sagen regelrecht aus der Mode gekommen. Schein, so weit das Auge reicht und noch viel weiter, hinter dem Horizont der Realität, ja sogar des logisch denkbaren. Die große Mehrheit der Menschen ist mittlerweile soweit in das fiktive Licht des Scheins eingetaucht, dass ihnen die Unterscheidungsfähigkeit völlig abhanden gekommen ist. Man stellt sich schlicht nicht mehr die Frage, was ist Sein und was ist Schein. Was zählt, ist die Unterhaltung, die Beschäftigung. Glitzern muss es, laut muss es sein und vor allem, darf es keine längere Spanne seiner eigenen Aufmerksamkeit benötigen, wie ein Short-Video auf YouTube. Arbeiten erfüllen keinen Zweck, sondern füllen die Zeit. Bürokratie, Behörden, Regeln und Konformität. Normen wurden zu Gebetsartigen Mantren, Regeln sind nicht mehr da, um gebrochen zu werden und Bürokratie vereinfacht schon lange nichts mehr. Alles wird standardisiert, bemessen, verwogen, nivelliert, gleichgeschalten und zur not auch abgeschaltet. Keine Werte mehr im Sinne eines Sinns, sondern eines sogenannten Werte-Westens. Scheindemokratien, scheinheilige Religionen, scheinbarer Fortschritt, Schein-Politik, Schein-Geld oder Geldschein, Schein-Führer und Führerschein – na, eben Scheinnachten.
Interessant nur, dass im Begriff Schein, nicht nur der Aspekt von Fiktion, von etwas nicht real vorhandenem steckt, sondern eben auch das Leuchten von Licht. Eine Kerze scheint ebenfalls, ganz wirklich und nicht nur zum Schein … naja, oder doch, nur halt nicht im Sinne von reiner Fiktion – ihr versteht mich schon.
Während es mittlerweile tatsächlich Menschen gibt, die nicht einmal mehr die Verbindung von dem Christkind zu Jesus Christus hinbekommen, darf man sich durchaus fragen, was von dem sogenannten Weihnachten noch übrig geblieben ist. Was, wenn man sich unsere Weihnachtskultur betrachtet, ja auch kein Wunder mehr ist. Ein gesunder Menschenverstand, kann in der Tat nicht mehr erfassen, was das Stürmen der Einkaufszentren noch mit der Geburt Christi zutun haben soll. Nachdem es also unbestritten, weit mehr darum geht, Geldscheine auszugeben, um den Schein eines friedlichen Familienfests zu wahren, ist es also eine Frage der Logik geworden, warum man dem Fest, mehr Bedeutung zu schreiben sollte, wie scheinbar unbedingt notwendig. Die Geburt Jesu, bietet hierfür schlicht nicht mehr genügend Grund, um dem eigentlichen Sinn, tiefer auf den Grund zu gehen – also bleibt man lieber dabei, Weihnachten ist auf dem Grund einer Cola-Flasche zu finden und entsprang im Grunde nur einem genialem Marketing-Gag, oder so ähnlich.
Drehen wir aber die scheinheiligen Scheinnachten um, und verstehen es im Sinne von scheinen, leuchten, lichtvoll, bekommt es plötzlich einen völlig anderen Bezug. Weniger fiktiv, weniger negativ und ja, dann nähern wir uns dem eigentlichen Sinn doch wieder deutlich mehr. Eventuell sogar mehr, wie es der originale Begriff, Weihnachten tut. Denn es stellt sich schon die Frage, was genau, ist damals wirklich passiert? Ist der 25. Dezember tatsächlich der Geburtstag Jesu Christi? Was uns ja unweigerlich zur nächsten Frage führt, lebte Jesus Christus wahrhaftig? Gab es ihn, mit Fleisch und Blut und vor allem, was hieße das? Doch, müssen wir uns diese Fragen stellen? Zu was sollen sie uns denn führen? Klar, diese Fragen sind spannend und können uns tief in den Kaninchenbau unserer Geschichte führen und würden uns auch ziemlich sicher einige Dinge in unserer Welt besser verstehen lassen, was ja unterm Strich nie ein Nachteil wäre. Jedoch, muss ich ehrlich sagen, egal wie interessant diese Fragen auch sein mögen, bleibt für mich persönlich, die Frage viel wesentlicher, was mache ich daraus? Geschichtlich gut gebildete Menschen halten viele Antworten bereit, die mir sehr ein-leuchtend dazu er-scheinen – da haben wir es schon wieder, dieses Scheinen. Man könnte meinen, heute scheint auch wirklich alles, nicht nur er – wer ist eigentlich mit diesem er gemeint? Er-wachsen, er-kennen, er-leuchten, er-bauen.
Na, lassen wir das und kommen wieder zum Thema zurück – oder gehört dieser Er im Scheinen, im Wachsen, im Kennen und so fort, eventuell eh genau zu diesem Thema? Das kann sich vorerst mal jeder selbst beantworten.
Mir scheint es jedenfalls so zu sein, dass es im Grunde weniger wichtig ist, ob es Jesus Christus tatsächlich in Fleisch und Blut gab, da der Teil in ihm, der sozusagen für das Fleisch und Blut verantwortlich ist, der körperliche Mensch gewesen wäre und nicht der Teil von ihm, den man als Gottes Sohn bezeichnet. Sprich, wir kommen zu der Unterscheidung von Jesus und Christus. Landläufig wird das gerne vermischt, was dem Christus in gewisser Weise die besondere Rolle abspricht. Selbst die meisten Menschen, die an seine tatsächliche Existenz glauben, haben nicht verstanden, dass Jesus noch nicht der Sohn Gottes war, sondern der Sohn von Joseph und Maria. Jesus wurde erst durch seine Taufe, von Johannes dem Täufer zu Christus. Die Bezeichnung Christus entspricht also eher einem gewissen Bewusstseinszustand und hat weniger damit zutun, in welchem Menschen es beheimatet ist. In diesem Fall spricht man eben von dem Menschen Jesus, oder Jeshua, in dem das Christusbewusstsein einzog. Was natürlich nicht heißen soll, dass Jeshua ein völlig unbedeutender Durchschnitts-Mensch war. Sehr wohl aber bedeutet, dass der sogenannte Christus, oder auch Christos genannt, prinzipiell in jeden Menschen einziehen kann. Das entsprechende Bewusstsein ist somit nicht an einen einzigen Menschen unserer Geschichte gebunden, sondern frei zugänglich für jeden von uns – solange wir uns nur eben über genau diesen Zustand bewusst werden. Und ja, dieses Bewusstsein zu erlangen erfordert schon ein bisschen mehr, wie abends stumpfsinnig vor der Klotze zu hängen und sich die Massenmedien ins Hirn zu klopfen, bis man nicht mehr weiß, wer man im Grunde seines Wesens eigentlich ist – nämlich ein Mensch. Vielleicht könnte man sogar so weit gehen und sagen, erst wenn man voll und ganz Mensch ist, ist man auch Christus und andersherum. Sprich, ein echter und vollständiger, also bewusster Mensch verkörpert die Qualität von Christus und Christus verkörpert den absoluten Menschen – den wahrhaftigen Menschen, die optimalste Form des Menschen, oder noch direkter ausgedrückt – den Gott-Mensch.
Doch genau hier, sehe ich mal wieder den großen Irrweg unserer Zeit, die dieses Christus-Bewusstsein beschneidet, indem sie es ausschließlich auf einen einzigen Menschen projiziert. Ganz besonders natürlich, trägt die Kirche dazu bei, denn sie ist es ja, die uns weiß machen will, dass sie zum Einen, den Begriff Christus für sich alleine gepachtet hat und zum Anderen, dass sie dadurch die einzig richtige Kirche ist. Was ja auch dazu führte, dass alle anderen Religionen, die nicht von Christus sprechen, damit aus dem Kreise der Wahrheit ausgeschlossen wurden. Spalte und Herrsche und ja natürlich, machen es die anderen Weltreligionen auch nicht viel besser. Meiner Meinung nach, spielt es aber absolut keine Rolle, ob man sich als Moslem, oder Buddhist oder ähnliches sieht, solange man versucht die Qualitäten in sein Leben zu integrieren, entspricht man sozusagen diesem Christus. Man kann also äußerlich Moslem sein und innerlich trotzdem ein Christ, weil es nicht auf das Wort an und für sich ankommt, sondern auf das Bewusstsein. Wenn also ein Mensch aus einer anderen Kultur ein anderes Wort für dieses bestimmte Bewusstsein verwendet, hat das nichts darüber auszusagen, ob er richtig, oder falsch liegt, sondern nur darüber, woher er kommt. Das was die Menschen im Herzen tragen ist entscheidend und sonst gar nichts. In unseren Breitengraden heißt es eben so und woanders heißt es eben anders, so einfach ist es im Grunde.
Denn, und so schließt sich wieder der Kreis zu unserem Anfangsthema, auch Geschichtlich stammt der Begriff aus einem anderen, älteren Glauben, oder Religion.
Christus ist nicht der erste Messias und auch nicht der erste, der anscheinend am 25. Dezember geboren wurde. Wer sich näher mit der Geschichte auseinandersetzt, wird merken, dass es bereits im alten Ägypten ähnliche Brauchtümer gab. Horus, der Sonnengott. Genauso, wie es später in der Heidnischen Kultur ebenfalls verweise auf derartige Phänomene gab. Eines jedoch, haben alle diese Geschichten gemeinsam. Es ging immer schon, um die Sonne, oder anders gesagt, um Licht, oder eben leuchten – scheinen. Im Licht liegt alles Leben, egal ob physikalisch auf die Materie bezogen, oder auf die geistige Welt. Nicht umsonst wird das Gute als etwas helles dargestellt und das Böse als etwas dunkles, schattenhaftes – eben der Abwesenheit von Licht, oder anders gesagt, die Abwesenheit von Leben. Und nein, ich rede natürlich nicht einfach von Tag und Nacht, oder einer Glühbirne, die aus,- oder eingeschaltet ist.
Lasst uns also unser scheinheiliges Weihnachten zu einem wahrhaftigen Schein-Nachten machen, ganz ohne äußeren Kitsch, ohne Geld-Schein und ohne Colaflaschen-Santa-Claus.
Stellen wir uns stattdessen lieber die Frage, sein, oder nicht sein. Oder anders gesagt, schein, oder nicht schein.
Und zu guter Letzt, ein schönes Zitat von William Shakespeare,
Wo man Liebe aussät, da wächst Freude empor.
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