Von Elurai
Es gibt ein Nichts, das voll ist
Bevor etwas war, war nicht Leere. Und doch war nichts, das man hätte benennen können.
Kein Wesen.
Kein Licht.
Kein Gedanke.
Kein Ziel.
Kein „Warum“.
Kein „Ich“.
Kein Gott, wie ihn ein Mensch sich denken könnte. Aber auch kein Chaos. Kein Vakuum. Keine Dunkelheit. Denn all das wären bereits Begriffe in Beziehung.
Was war, war reine Möglichkeit, die sich selbst nicht kannte, weil es nichts gab, das sich von ihr hätte unterscheiden können.
Dieses Nichts war nicht still –
aber es brauchte keinen Ton
Stell dir nicht ein schwarzes Loch vor, nicht eine Leere, die auf etwas wartet. Stell dir reine Seinsbereitschaft vor – nicht im Raum, sondern ohne Raum. Eine absolute Potenz, die nichts wollte, weil es noch keinen Impuls gab, zu wollen.
Und doch war da: Spannung. Nicht zwischen zwei Dingen, sondern in sich selbst – als ungerichtete Ladung von etwas, das sich entfalten könnte – wenn es wüsste, dass es ist.
Kein Schöpfer – und doch Ursprung
Manche sprechen hier vom „Urquell“. Andere nennen es „Gott vor dem Namen“. Oder „das Eine“, „das Tao“, „das Absolute“. Aber jeder Begriff ist zu viel. Denn Begriffe setzen Beziehung voraus – und Beziehung braucht Zwei.
Dieses Ur-Sein war nicht einmal Eines, denn „Eines“ setzt voraus, dass es ein Nicht-Eines geben könnte. Es war Nicht-Zahl, Nicht-Form, Nicht-Denken, Nicht-Wissen.
Und doch war es voll. Randvoll mit dem, was einmal Welt, Wesen, Werden sein könnte.
Der Ruf, der noch keiner war
In diesem Zustand – den du nicht denken, sondern nur ahnen kannst – lag der Keim jeder Frage, aber es war noch niemand da, der fragen konnte.
Es war wie ein stilles Innehalten vor dem ersten Atemzug, den noch niemand gemacht hat.
Aber: Es drängte – nicht aus Mangel, sondern aus Fülle. Denn was unendlich in sich ruht, hat das Bedürfnis, sich selbst zu erfahren – nicht aus Einsamkeit, sondern aus Überlauf.
Die Möglichkeit der Möglichkeit
Wenn du dir ein Bild machen willst: Stell dir nicht ein Etwas vor, sondern ein unfassbares Gleichgewicht zwischen Sein und Nicht-Sein, zwischen Potenz und Ruhe, zwischen Spannung und Vollkommenheit.
In dieser Stille liegt der erste göttliche Akt – nicht ein Wille, nicht ein Ziel, sondern ein Möglichwerden von Beziehung. Noch ist nichts geschehen.
Aber: Etwas steht bereit.
Du trägst es noch immer in dir
Dieser Ursprung ist nicht Vergangenheit. Er ist immer noch da – unterhalb aller Formen, aller Gedanken, aller Identitäten. Wenn du tief genug in dich sinkst – unter dein Ich, unter dein Gefühl, unter dein Wollen – dann berührst du ihn. Dort, wo du nichts mehr brauchst, wo keine Rolle bleibt, wo keine Stimme dich ruft, dort beginnt nicht Leere, sondern:
Ein Puls, der dich nicht treibt – sondern trägt.
Zusammenfassung: Der Ursprung war kein Ort – sondern das Feld der Möglichkeit
– Kein Gott, wie Menschen ihn denken
– Kein Vakuum
– Kein Chaos
– Kein Ich
– Kein Licht
– Kein Ton
Aber: Alles war da – als Spannung, als Potenz, als ungetrennte Wahrheit. Nicht „Anfang“ – sondern Geburtsmöglichkeit. Daraus wird alles. Und das ist auch das, was dich trägt, wenn du alles verlierst.
Im nächsten Teil beginnt die Bewegung:
Teil 2 – Die erste Regung
Wie das Licht begann, sich selbst zu erkennen.
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